Lebenslauf von Jacques Rensburg 1846 – 1910

Hinter diesem Namen, den man heute nicht mehr kennt, verbirgt sich ein leidenschaftlicher Musiker und hoch virtuoser Solo – Cellist und Kammermusiker. Er war befreundet mit vielen seiner Zeitgenossen wie Joh. Brahms, Edvard Grieg, Friedrich Gernsheim, Leonhard Wolff, Ferdinand Hiller, Max Bruch, Clara Schumann, Joseph Joachim, um nur einige Namen zu nennen, und spielte mit den bekanntesten Musikern seiner Zeit.

Geboren in Rotterdam als Sohn eines Bankdirektors und verheiratet mit der Nichte von Jacques Offenbach, hat Jacques Rensburg fast die Hälfte seines Lebens in Bonn gelebt und hier die Musikwelt der „Rheinlande“ wesentlich mitgestaltet. Seine Verdienste um die Rettung des „Beethoven Haus“ sowie die „Grundsteinlegung“ für die Kammermusik und ihre Verbreitung in der weiten Öffentlichkeit sind zwar heute vergessen, aber besonders letzteres führte dazu, dass Bonn in späteren Jahren zum Mekka der Kammermusik wurde. Er musizierte u.a. als erster Cellist im Orchester der Gürzenich – Konzerte, als Solist im Leipziger Gewandhaus Orchester und unterrichtete als Lehrer an der „Rheinischen Musikschule“ zu Köln z.B. Engelbert Humperdinck, zu dem er lebenslang engen freundschaftlichen Kontakt hielt.

Aber auch international wurde er berühmt, wie Kritiken im Monthly Musical Record (1874) und im Dwight’s Journal of Music (1869), das in Boston erschien, belegen. In ihnen wurden immer wieder sein „außergewöhnliches Talent und sein schönes elegantes Spiel“ hervorgehoben.

Sein unermüdlicher Einsatz für die Musik, die vielen Reisen, das Unterrichten und schließlich auch das Komponieren forderten ihren Preis. Heutzutage würde man von einem Burnout sprechen. J. R. übte für fast sechs Jahre „aktive musikalische Enthaltsamkeit“. Damit ihm das leichter fiel, zog er mit seiner Familie weg von Bonn wieder nach Rotterdam und arbeitete dort erfolgreich als Bankier, was sein Vater vermutlich nur zu gern sah. Danach stürzte er sich 1880 wieder ins Bonner Musikleben. Allerdings verzichtete er vorübergehend auf die strapaziösen Tourneen und fand daher endlich Muße zum Komponieren. (Wie wichtig ihm dieses Spektrum seines Lebens war, erkennt man auch daran, dass er sich 1880 in das Bonner Adressbuch als Tonkünstler und Komponist eintragen ließ). 1881 trat er wieder mit Joseph Joachim, dem Geigenvirtuosen schlechthin, in Leipzig auf, hatte den Cellopart im Heckmann-Quartett – desgleichen im Kölner Gürzenich-Quartett – und veranstaltete auch in Bonn regelmäßige Kammermusikabende, die außerordentlich populär waren. Durch die erschwinglichen Eintrittspreise strömte das Publikum in Scharen in die fast immer ausverkaufte Beethovenhalle.

In den späten neunziger Jahren des 19. Jhdt. zwangen Rensburg chronische Schmerzen in seinem Bogenarm zum endgültigen Abschied vom Cellospiel. Fast zeitgleich wurde ihm vom preußischen Kultusministerium der Professoren-Titel verliehen.

Da es so gut wie kein Material, keinerlei Sekundärliteratur und eine nur spärliche Quellenlage gibt, basiert oben stehende Zusammenfassung auf dem aus Anlass des 100jähigen Todesjahr von J. Rensburg herausgegebenen Heft Rensburgs Zauber Cello in der Reihe Kleine Lehrhaus-Hefte aus der Schriftenreihe des Vereins für Geschichte und Kultur der Juden der Rheinlande e.V.. Mein Dank gilt der unermüdlichen Recherche der Verfasserin Leah Rauhut-Brungs. Ohne ihre Aufmerksamkeit und ihr Engagement gäbe es kein Erinnern mehr an diesen Musiker und Komponisten. Die Suche nach noch vorhandenem Notenmaterial führte uns beide quer durch Archive und Staatsbibliotheken in Deutschland, nach Holland und in die USA. Da gilt mein besonderer Dank der „Fleisher Collection“ in Philadelphia. Aus diesem Grund ist das Interesse groß, weitere Informationen zu erhalten. Wenn Sie als Leser dieser Seite also Anregungen oder weitere Quellen kennen, melden Sie sich doch bitte.

Unvollständiges Werksverzeichnis:

Op. 1 Konzertstück Adagio f. Violoncello mit Begleitung des Orchesters Köln, 6. Januar 1869, Breitkopf & Härtel, beim Verlag nicht mehr vorhanden, Noten   antiquarisch noch vorhanden.

Op. 2 Drei Stücke (Junge Liebe, Bangen, Beruhigung) f. Violoncello mit Klavierbegleitung, Bonn, um 1910, Gustav Cohen Verlag, Bonn. Verlag existiert nicht mehr, Staatsbibliothek Hamburg (s. Notenbeispiel).

Op. 3 Konzert f. Violoncello mit Orchesterbegleitung, gewidmet Professor Eduard Jacobs, 1892 Berlin, Ries & Erler (Verlag gibt es noch, hat die Noten).

Op. 4 Drei Charakterstücke Am Meeresstrande für Violine, Viola und Violoncello mit Orchesterbegleitung, Elegie, (Beim Rettungsversuch ertrunken), Matrosenlied, Jahr der Entstehung und Verlag sind nicht bekannt, Noten antiquarisch?

Op. 5 Ballade f. Violoncello und Orchester, Jahr unbekannt, Breitkopf & Härtel, Noten aber im Verlag nicht mehr auffindbar.

„Kol Nidre“, Dichtung von Max Herschel, Melodie von Lewandowsky, musikalische Bearbeitung d. J. R., vermutliche Entstehung und erste Aufführung 1898, Stadtarchiv Bonn.